Donnerstag, 10. März 2016
Backpackergeheimtipp?
Am dritten Januar kamen wir in der Stadt Parnaíba an, da es ein Sonntag war, fanden wir die Stadt wieder wie ausgestorben vor. Auch gab es keine Plätze mehr im nächsten Bus nach Camocim, also nahmen wir uns ein Taxi um in den Ort zu fahren, um dort einen Van zu suchen, der uns mitnehmen könnte. Das war echt die aufregendste Taxifahrt, die wir jemals hatten. Unser Fahrer war um die 70 Jahre alt, ziemlich gehörlos (ich musste mich mit ihm auf einem Zettel unterhalten) und die Lider hingen ihm so weit über den Augen, dass es ein Wunder war, dass sie nicht unterwegs zugefallen sind.
Wir waren also ziemlich deprimiert, weil nichts an dem Tag klappte, wie wir es wollten, bis der Opi uns fragte, wo unser Ziel ist und spontan meinte, er fährt uns für 200 R$ die fast 130km nach Camocim. Darauf schlugen wir ein, denn wir wollten vorwärts kommen und mit der Preis war mehr als fair (wir denken eher, dass unser liebenswerter Taxifahrer damit mehr miese als Gewinn gemacht hat).
Die Fahrt war wirklich ein Erlebnis für sich, rasant und relativ unkontrolliert. Ich habe die ganze Zeit unseren Fahrer durch den Spiegel beobachtet, ob seine Augen wohl noch zuklappen.



Dreimal machten wir Pause, zwei Mal davon besorgte sich unser Fahrer eine Cola, er war scheinbar tatsächlich sehr müde.
Wir kamen wahnsinnig erleichtert in Camocin an, von dort hätte er uns noch weiter gefahren, aber wir wollten unser Leben wirklich nicht noch einmal aufs Spiel setzen, also verabschiedeten wir uns und hofften inständig, er würde heil bei seiner Familie ankommen.
Gleich kam ein junger Mann herbeigeeilt und wollte uns eine Buggy-Fahrt (hier wird das tatsächlich „buggi“ ausgesprochen) andrehen, schließlich half er uns aber doch noch ein günstiges Hostel am Strand zu finden. Das Städtchen ist wunderschön, aber man merkte direkt, dass es nur als Durchgangsort dient und kein Urlauber hier lange bleibt. Lissy hatte ihren Appetit wiederbekommen und wir gingen eine langersehnte Pizza essen. Die war echt gut, nur danach war uns beiden schlecht, die Idee war wohl nicht so gut.





Am nächsten Morgen ging es dann in aller Frühe und topfit auf in den Ort, um eine Weiterfahrt zu unserem Zielort Jericoacoara zu suchen, der innerhalb eines Naturschutzgebietes liegt uns als Backpackerparadies und Geheimtipp gilt.



Die Fahrt ging mit einem Van nach Jijoca, wo man dann mit einem Jeep auf den Sandstraßen ins Naturschutzgebiet hineinfahren kann.







Im Vornherein hatte ich über Couchsurfing mit einer Frau in Jeri kommuniziert, die meinte, wenn wir beim Frühstück in ihrem Hostel helfen, können wir dort umsonst wohnen. Damit waren wir einverstanden, also ließen wir uns zu diesem Hostel bringen und diese Frau wirkte auch ganz nett, bis sie dann meinte, jeder von uns solle zwei Stunden Zimmer putzen und wir müssen beim Frühstück helfen. Ja gehen wir denn in einen Ferienort für drei Tage um den ganzen Tag zu putzen!?
Also sagten wir, dass uns das zu doof sei und wollten gehen, dann meinte sie, wir können ja trotzdem in ihrem Hostel bleiben, sie macht uns einen Freundschaftspreis. Ja genau, bestimmt! Der Freundschaftspreis war am Ende für 40R$ die Nacht in unserer eigenen Hängematte auf der Veranda zu schlafen. Ich weiß bis heute nicht, warum wir so blöd waren da zu bleiben. Das nächste Pech war dann, dass wir die drei Nächte im Voraus bezahlen mussten. Ab dem Zeitpunkt, wo das Geld über den Tisch ging, schaute uns die Besitzerin nicht mal mehr mit dem Hinterteil an.
Das war nicht die einzige Misere in diesem Hostel, der nächste Punkt ist, dass in diesem Hostel ausschließlich Spanisch gesprochen wurde, von allen! Wir waren wirklich enttäuscht und hielten uns dort deswegen auch nur die nötigste Zeit auf. Dafür ist das Örtchen, der Strand und vor allem das strahlend blaue Meer wunderschön, alles ist auf den Sand gebaut, die Stromleitungen sind im Sand vergraben, dadurch wirkt der Ort idyllisch und natürlich.









Unseren Mittag verbrachten wir am Strand und gegen fünf Uhr nachmittags fingen die Urlauber an, zur Sonnenuntergangsdüne zu pilgern.



Scheinbar kann man hier bei einem Sonnenuntergang das seltene Ereignis bestaunen, dass der Himmel, kurz bevor die Sonne ganz untergegangen ist smaragdgrün aufleuchtet. Das haben wir leider verpasst, denn die ganzen vier Abende war die Sonne am Horizont von Wolken bedeckt. Einen Abend machten wir es uns mit Wein gemütlich, der hatte nach drei Minuten eine sandige Note, aber das hatte auch etwas unvergessliches, mit einem Kuli mussten wir den Korken eindrücken, so war es schon ziemlich lustig bevor wir den ersten Schluck tranken.
Ein paar Bilder schossen wir auch:










Nach dem Sonnenuntergang gingen wir dann ins Hostel, wuschen uns das Salz ab und bummelten durch den Ort. Es gibt in Jeri jede Menge kleiner Boutiquen, Strandläden, Cocktailstände und Restaurants. Trotz dass es ein viel besuchter Ferienort ist, der im Normalfall ziemlich überteuert sein müsste, fanden wir alles ziemlich preiswert. Unser Pech war es, dass wir so ein blödes Hostel hatten, deshalb mussten wir jeden Abend ausgehen um zu Essen und konnten nichts kochen.
Dafür konnten wir uns ein bisschen durchs Angebot probieren, Shrimps, Nudeln, Pizza, Burger, alles war dabei...



Die Zeit des Erwachens im Hostel waren am Schlimmsten, es wurde ein unbeschreiblicher Lärm fabriziert, um halb sechs lief schon die Bohrmaschine, während wir frühstückten legten sich einfach Leute in unsere Hängematten und das Erschütterndste: Milchpulver statt Milch, Kaffee, Papaya, alter Kuchen und Butterbrötchen waren das komplette Frühstücksangebot und das Hostel wirbt am Eingang noch mit dem Frühstück, das war wirklich der größte Witz!

Mittags war es heiß aber entspannt, wir erkundeten ein bisschen die Umgebung zu Fuß, hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir sicher noch einen Ausflug zu einem der Sightseeing-Punkte wie der „Pedra furada“ (gebohrter Stein) gemacht. War aber nicht schlimm, wir konnten die Zeit und den Ort auch so sehr genießen.





Gegen Spätnachmittag versammelten sich Schmuckverkäufer und die Cocktailwägen an der Straße zum Strand und man kann mit einem Caipi oder was auch immer man gerne mag herum schlendern. So haben wir auch einen undefinierbaren Drink ausprobiert, unser Barkeeper hatte nur nicht so die Maße im Kopf, deshalb bekam jeder von uns zwei, weil er so viel übrig hatte. „This is for you, for free“, der war echt knuffig.





Der Ort ist wirklich idyllisch und wir konnten die Zeit echt genießen, das Hostelproblem war Pech, aber auf der anderen Seite waren wir auch selbst schuld.
So viele Leute und Nationalitäten wie wir dort trafen ist Jeri eindeutig kein Geheimtipp mehr. Es gibt zwar viele Surfer, Stand Up Paddler und Kiter, dennoch denke ich, dass Jeri die längste Backpackerzeit hinter sich hat und der Ort bald zum Familienparadies wird.
Zwar war auch überall angeschrieben, man möge den Ort sauber halten, man konnte aber meilenweit trotzdem keinen Mülleimer finde, ein bisschen paradox, aber das wird sich ja hoffentlich noch ändern, denn schützen sollte man diese ungewöhnlich schöne Ortschaft auf jeden Fall.
Nach einer wunderschönen Zeit in Jericoacoara ging es also am vierten Tag nachts weiter.



Der Bus der uns abholte hatte auf der Hälfte vom Weg in die nächste Ortschaft schon kein Benzin mehr und wir mussten mit dreißig anderen Leuten eine gefühlte Ewigkeit warten. Irgendwie schafften wir es aber noch und weit nach Mitternacht saßen wir dann endlich in unserem Bus nach Fortaleza.

Beijo Lise




Samstag, 5. März 2016
Ein brechender Start ins neue Jahr
Wie in Deutschland, ist Neujahr auch hier ein Feiertag, also hatten wir keine Ahnung was wir in so einer großen Stadt an einem so langen Tag machen sollten. Der Hunger trieb uns schließlich aus der JuHe und wir machten uns auf den Weg zum Markt, der natürlich ziemlich spärlich ausfiel, dort aßen wir Salgados, tranken Saft und kauften ein bisschen Obst.
Auf dem Weg mit dem Bus nach Hause blieben wir einfach sitzen und hofften wir würden etwas erkennen, wo wir aussteigen müssen. Pustekuchen, wir kamen in einem sehr zwielichtigen Viertel an und der Fahrer meint: Endstation. Wir blieben einfach sitzen, weil wir so Angst hatten auszusteigen, bis wir raus gescheucht wurden, gleich hat uns aber jemand in ein Zimmer geschoben, damit wir dort auf den nächsten Bus warten konnten.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie wir überall auf Hilfe und Unterstützung trafen, ohne, dass uns jemand etwas Böses wollte.
Wir warteten also und unterhielten uns mit einem jungen Mann, der uns über Deutschland ausfragte. Im Bus half er uns dann die richtige Haltestelle zu finden und wir kamen nach einer Stadtrundfahrt wieder sicher in unserem Zimmer an, wo wir Postkarten schrieben, Obst aßen und entspannten.
An diesem Tag hatten wir auch Wäsche gewaschen, die wir dann wegen Regen in unserem Zimmer aufhängen mussten.





Der 2. Tag des Jahres begann für Lissy mit Brechen und Flitzekacke, ich kümmerte mich also um die Arme und wir verbrachten den Tag im Aufenthaltsraum des Hostels (man musste um 11 Uhr auschecken), nachmittags machten wir uns auf den Weg, in einer Apotheke etwas gegen Brechen zu suchen, dass wenigstens die Fahrt nach Parnaíba am Abend kotzfrei blieb. Hat sogar geklappt.



Diese Beschwerden kamen übrigens wohl von dem Saft, den wir am Vortag auf der Straße getrunken hatten. Mich traf es erst einen Tag später und auch nur schwach, da war ich ziemlich froh drüber. Also machten wir uns abends auf zur Rodoviaria um den Bus nach Parnaíba zu nehmen.



Und so war unsere Zeit in der gesichtslosen Stadt Belém zu Ende. Es war nicht so geplant, eigentlich sollten wir ja schon vor Silvester ankommen und dann kam noch diese Lebensmittelvergiftung dazu, deshalb konnten wir Belém nicht wirklich kennenlernen, das was wir allerdings sahen hat uns nicht gefallen, grau, trist und ziemlich öde.
Aber Belém war auch keine der Städte, von denen wir uns viel versprochen hatten.



Beijo Lise



Dienstag, 1. März 2016
Das Schifffahrt die ist lustig, eine Schifffahrt die ist schön..
26.12.2015
Tag 1: Auf geht's
Um halb zehn waren wir auf dem Schiff, das uns innerhalb von vier Tagen auf dem Amazonas von Manaus nach Belém bringen sollte. Rafael und seine Mutter haben uns begleitet, die Süße hat sich gleich mit allen Leuten um uns herum unterhalten, dass sie auf uns Acht geben sollen. Sie hat uns aber auch wirklich ein bisschen Angst gemacht, wir sollen nie allein herumlaufen, wenn eine von uns beiden auf die Toilette geht sollen wir eine Zeit ausmachen, wenn sie bis dahin nicht zurück ist, geht die andere auf die Suche, immer mit den Wertsachen schlafen, nicht mit Männern tanzen, und und und... Das Motto, das Rafael uns mit auf den Weg gab war „Don't distruct!“, tut einfach so, als sei alles normal, immer wieder erinnerten wir uns gegenseitig daran, was eigentlich immer zu Lachern führte.







So um elf hieß es wir fahren jetzt ab, also schossen wir noch kurz ein Erinnerungsfoto und Rafael und seine Mutter gingen von Bord. Tatsächlich losgefahren sind wir dann aber erst um zwei oder drei, bis dahin hatte ich schon die kleine Maria in meiner Hängematte, die kurzerhand beschlossen hat, wir sind ihre besten Freundinnen. Außerdem meinte sie die ganze Zeit, wir sollen aufhören Englisch zu sprechen und wollte die ganze Zeit von Lissy Dinge wissen, obwohl die gar nichts verstanden hat, die Kleine war aber auch nicht müde zu kriegen.

Den ersten Tag verbrachten wir soweit schwätzend in der Hängematte. Zum Glück hatten wir zum Essen ein bisschen Goiabada, Brot und Obst dabei, denn die Kombüsengerichte seinen scheinbar unverzehrbar und sonst gab es überteuerte Sandwiches oder geschmacklose Instantnudeln. Wir waren wirklich schockiert als wir sahen, dass die anderen Passagiere Essen für die ganze Fahrt, Kaffeemaschinen und Wasserkocher dabei hatten, wir waren wirklich schlecht ausgestattet.
Vor allem aber haben wir uns kaum aus der Hängematte getraut, weil wir dachten wir werden sofort ausgeraubt.

Den ersten Hafen erreichten wir am Abend. Wir dachten die Leute steigen aus und andere ein und dann geht’s flott weiter, aber wir hätten uns denken können, dass das hier nicht so hopplahop geht. Wir standen in diesem Hafen dann ungefähr 6 Stunden, nicht einmal in einen Supermarkt um Nahrungsvorrat zu kaufen konnten wir, da es schon so spät war. Wir standen also vorne an der Reling und schauten runter auf den Hafen, wo sich zwei Kerle stritten und bestimmt 70 Leute sich drumherum versammelt hatten. Als wir so mit den Leuten geredet haben, kam heraus, dass sich auf dem Schiff gestohlene Autos befanden und wir schon ziemlich viel Verspätung hatten, also wurden die Autos nach einer gefühlten Ewigkeit herunter gefahren und nach einer weiteren Ewigkeit, da schliefen wir dann aber schon, tuckerte das Boot endlich weiter.


27.12.2015
Tag 2:
Wir konnten kaum schlafen, weil die Hängematten so nahe aufeinander hingen, dadurch war es auch kaum möglich auf dem Schiff umher zu gehen.



Früh morgens als ich nicht mehr schlafen konnte hielten wir an einem Hafen und fuhren direkt weiter, wenn wir nicht bald einmal hielten um Essen zu kaufen würde es bald knapp werden.
Der Tag war erträglich, wir unterhielten uns, lasen unsere Bücher und schliefen. Von den anderen Passagieren bekamen wir mit, dass wir nicht zum geplanten Zeitpunkt in Belém ankommen würden, doch, da es so viele verschiedene Gerüchte gab, waren wir trotzdem guter Dinge, es wenigstens am 30. Dezember mit zumindest einem Tag Verspätung nach Belém zu schaffen.
Abends kamen wir endlich in Santarém an und wir wussten nicht mehr, ob wir uns auf unser Gefühl verlassen können, in diesem Jahr noch anzukommen, also fragten wir Google nach billigen Flügen oder einem Bus von Santarém nach Belém. Im Gegensatz zu Lissy war ich noch ziemlich positiv gestimmt, also blieben wir auf dem Schiff und hofften wir würden es noch vor Silvester ankommen.
Glücklicherweise stiegen in Santarém viele Leute aus und wir hatten mehr Platz für unsere Hängematten und hingen nicht mehr alle auf- und übereinander.



28.12.2015
Tag 3: Das Grauen bahnt sich an..
Essens technisch gab es einen Lichtblick, als wir morgens in einen Hafen hielten stand ich auf und beobachtete die Leute, nach und nach gingen einige von Bord und liefen auf den Supermarkt zu. Daran nahm ich mir ein Beispiel und lief schnell hinterher, ich kaufte uns Brot, Käse, Wassermelone, Joghurt, Saft und machte mich wieder auf den Rückweg, bis dahin war Lissy auch aufgestanden und half mir die Sachen nach oben aufs Schiff zu tragen. Wir genossen den Morgen und waren bei guter Laune bis es dann sicher war:
Unser Schiff hat einen Motorschaden, tuckert deshalb nur so vor sich hin und hält ständig an.

Zwischendurch hatte ich mit meinem Handy immer wieder Empfang und konnte Rafael von diesem Reinfall erzählen. Dieser war ganz entsetzt und konnte auch nicht so richtig glauben, dass da alles mit rechten Dingen zuging. Ich glaube ja ehrlich gesagt, wir sind schon in Manaus mit Motorschaden losgefahren, wie kann es denn sonst sein, dass schon man schon am ersten beziehungsweise zweiten Tag weiß, dass wir mindestens einen Tag verspätet ankommen.
Irgendwie brachten wir auch diesen Tag herum, mit schwätzen, schlafen, Nägel machen, labern, Musik hören, dösen,.....

29.12.2015
Tag 4: Der eigentliche Tage der Ankunft
Ich stand schon früh auf und beobachtete einen wunderschönen Sonnenaufgang, auch konnte man in Ufernähe, wo das Wasser nicht so tief war, die berühmten rosafarbenen Flussdelfine beobachten, wirklich beeindruckende Tiere.
Trotzdem machte sich Verzweiflung breit, wieder einmal wurde es mit der Ernährung knapp, jeden Tag gab es quasi nur Zwieback mit Goiabada.
Auch der Zustand des Schiffes wurde zunehmend schlechter. So funktionierten am zweiten Tag die Türen zum Klo schon nicht mehr, am Vierten Tag spukte man dann ins Waschbecken direkt auf die eigenen Füße. Dennoch ging das Wasser in den Duschen nie aus, was uns wunderte, ich stellte die Vermutung auf, wir duschten mit Flusswasser, denn richtig sauber hatte ich mich nach dem Waschen nie gefühlt. Langsam ging uns auch die Unterwäsche aus, wenn man sie aber mit dem Wasser im Bad auswusch stank sie fürchterlich.
Schleppend kamen wir voran, immer wieder ging einfach der Motor des Schiffes aus und wir glitten ein paar Minuten auf dem Wasser. Ich glaube ich bin einfach schon gewohnt, dass hier in Brasilien selten etwas so klappt wie man es möchte, deshalb war ich wie die Einheimischen relativ gelassen, für Lissy dagegen war es echt eine Geduldsprobe, sie tat mir wirklich leid, vor allem gleich am Anfang der Reise, am Ende sah auch sie alles entspannter. Obwohl der Kapitän zwar darauf bestand wir würden vor Silvester ankommen, hätten wir ein bisschen Bammel den Jahreswechsel auf dem Schiff verbringen zu müssen, vor allem, weil wir keine Unterkunft in Belém hatten und dies Nachts zu finden würde schwer werden, also nahmen wir Kontakt zu Rafael auf, dessen Mutter uns dann in einer Jugendherberge in Belém ein Zimmer reservierte. Ein Lichtblick war, dass wir den Kolumbianer Christian kennenlernte, mit dem unterhielt ich mich ein bisschen, auch über Belém, da er dort studiert.
Die Angst, ausgeraubt zu werden, hatten wir nach zwei Tagen abgelegt und es ließ sich viel besser entspannen und die Fahrt ein bisschen genießen.

30.12.2015
Tag 5: Langeweile lebt..
Morgens hielten wir wieder an einem Hafen und ich kaufte neue Vorräte ein, dieses Mal gab es dann auch einen Kaffee für Lissy, der sie wahnsinnig glücklich machte an diesem beschisssenen Morgen. Da wir immer wieder hielten, aber kaum Jemand zu stieg, war das Boot mittlerweile fast leer und nur noch wenige Hängematten hingen herum. Somit fingen die Kinder an herum zu rennen, was aber fast niemanden störte. Zum hunderten Mal feilten wir uns an diesem Tag die Nägel, sprachen wieder und wieder über dieselben Dinge, bis der Tag vorüberging und wir in unserer Hängematte einschliefen.
An den letzten beiden Tagen unserer Fahrt sahen wir immer wieder Kinder und Familien in kleinen Booten auf und zu paddeln , anfangs fragten wir uns nach dem Grund, irgendwann bemerkten wir, dass die Leute anfingen, befüllte Plastiktüten in die Boote oder wenigsten in die Richtung zu werfen. Einige dieser Boote, die wohl indigene Urwaldbewohner steuerten, banden sich an unserem Schiff fest und fingen an Krabben zu verkaufen.
Bemerkenswert war auch, dass die Kinder eine andere Art hatten zu winken, sie hoben die Hände nach vorne und bewegten sie wie kleine Wellen, wie wenn sie jemanden verscheuchen wollte, hatten aber ein strahlen im Gesicht.



31.12.2015
Tag 6: Werden wir es wohl schaffen?
Diese Frage war eigentlich schnell gelöst: Ja! Fragt sich nur wann.. Die Meinungen änderten sich alle paar Minuten und wir wussten nicht, wem wir glauben schenken konnten.
Das Highlight des Tages:
Der Motor des Schiffes geht aus und der Kapitän lässt es seelenruhig in den Dschungel am Ufer treiben.
Die Leute filmten und wir konnten es kaum fassen, nie werde ich das vergessen, einfach so, den Fahrer hat es gar nicht interessiert und dann steckten wir im Urwald. Lissy fing an hysterisch zu lachen und war kurz vorm Ausrasten. Unglaublich, ich bin bis heute sprachlos....



An diesem Tag liehen wir uns von den Mädchen in den Hängematten neben uns Nagellack aus und wir verbrachten eine ganze Weile mit Nägel machen und Augenbrauen zupfen.
Damit bereiteten wir uns vor auf Silvester.
Wohl aus schlechtem Gewissen, gab es an diesem letzten Tag kostenloses Essen für alle in der Kantine und das nahmen wir gleich an, da lernten wir dann zwei Kolumbianer kennen, die mit traditioneller Musik durch Brasilien touren. Die Mahlzeit war essbar, aber ganz und gar kein Highlight.
Als es dunkel wurde kam ganz langsam ein Ende in Aussicht und die Leute fingen an ihre Sachen zusammen zu packen und die Hängematten ab zu hängen, also taten wir es ihnen nach, stellten uns danach vorne an die Reling und ließen ein immer näher kommendes Lichtermeer auf uns wirken. So ging unsere Abenteuerliche Zeit auf dem Schiff zu Ende, auf der einen Seite haben wir viel Zeit verloren, aber im Nachhinein möchte ich die Zeit auf dem Schiff nicht missen, genauso wenig die Bekanntschaften die wir schlossen und die Erinnerungen die ich hier mit euch teile.

Um neun kamen wir im Hafen an, Christian besorgte uns ein Taxi und wir fuhren zu der Jugendherberge. Wir dachten, wir hätten ein bisschen Zeit uns aus zu ruhen, aber Pustekuchen.
Wir hatten kein Geld, mussten die Juhe aber im voraus bezahlen, also machten wir uns auf den Weg eine Bank zu suchen. Da überall erzählt wurde, wie gefährlich Belém ist, nahmen wir auf dem Weg ein Taxi. An der ersten Bank konnten wir gerade einmal 100 Reais abheben, das jedoch für nichts gereicht hätte. Bank Nummer 2 nahm kein Visa, irgendwann, nach der Hilfe von noch einem Mann und dem Taxifahrer könnten wir dann endlich Geld abheben. Die Kosten für das Taxi schossen in die Höhe, aber das war uns in dem Moment egal. Als wir aus der Bank kamen scheuchte der Fahrer uns ins Taxi, von der linken Seite kamen Jugendliche angetrunken die Straße herauf, das sahen wir aber erst einen Moment später.
Also ging es zurück, wir checkten ein, duschten, zogen uns an und dann ging es schon wieder los zur Silvesterparty. Eigentlich waren wir Hunde müde und hungrig, aber das war doch das Ziel: Silvester in Belém.
An diesem Abend war einfach alles durcheinander, wir aßen einen Snack, betraten das Gelände und ohne das wir es merkten war Mitternacht schon da und ein mickriges Feuerwerk wurde abgefeuert. Ich glaube die Leute haben nur aus Mitleid ahhhhhh und oohhh gerufen, denn es war eigentlich echt enttäuschend. Auch die Neujahrswünsche waren irgendwie komisch, wir haben uns umarmt und alles Gute gewünscht, wie man das eben macht, aber sonst niemand. Nur die anderen zwei Deutschen vom Schiff, die wir aus Entfernung sahen, standen Arm in Arm da.
Als sich das alte Dockgelände langsam leerte, konnte man in die Gebäude hinein, wo Musik gespielt wurde und die Leute tanzten. Das war echt schön und spaßig, nur waren die „Reichen“, die dort zum Essen waren, von den anderen getrennt, das war irgendwie seltsam.
Erschöpft kamen wir um vier in unser Zimmer und schliefen sofort ein.



Beijo Lise

P.s.: Ich schreibe das hier gleichzeitig als mein Reisetagebuch, also bitte nicht verzweifeln, wenn es manchmal ein bisschen detailliert ist.