Zurück aus den Ferien oder: eine Rose für dich…
Ich habe beschlossen, die Ferien lasse ich erst einmal hinter mir und schreibe über die Zeit danach. Wie ausgemacht kamen Vera und ich von unserem Urlaub zurück, um in der ersten Februarwoche schon anzufangen, das Projekt nach der Regenzeit auf die Kinder vorzubereiten. Zwei Tage vor dem Termin habe ich nachgefragt, wann wir uns denn treffen wollen, dann war die Antwort, ja, wir haben doch ausgemacht wir fangen erst in zwei Wochen an. Ihr glaubt nicht, wie wir uns darüber aufgeregt haben, sind wir tatsächlich extra früher von der Reise gekommen, nur damit wir dann noch zwei Wochen ohne etwas zu tun in Cáceres sitzen. Am nervigsten war, dass von unseren Mitarbeitern nicht eingesehen wurde, dass ein Datum festgelegt wurde. Sieht so aus, als wurde das dann einfach geändert, als Vera und ich im Urlaub waren. Wir haben dann beschlossen, das einfach so zu belassen, es bringt hier sowieso nichts, wenn man sich aufregt.
Irgendwann, als es den Damen dann in ihren Plan gepasst hat, konnten wir endlich anfangen zu putzen, aufzuräumen, Sachen wegzuschmeißen und nach bestimmt einer Woche auch endlich das Haus zu streichen. Dieses Mal wurde nicht nur das Haus bunt bemalt, sondern auch Teile der inneren Mauer und die Pfosten. Endlich sehen wir tatsächlich einmal ein Ergebnis von unserem Aufenthalt.







Bevor wir dann mit dem Projektalltag wieder anfingen gab es eine Teambesprechung. Das allererste Mal hatte ich das Gefühl, dass wirklich ein Zusammentreffen produktiv war.
Hier kommt dann auch die Geschichte zu der Rose: Wir setzten uns in einen Kreis und Suellen fing an, eine Musik laufen zu lassen, das war der erste emotionale Part, denn genau diese Musik hat meine Schwester ständig auf dem Klavier gespielt, welche das wohl ist? Genau richtig! Für Elise. Der Tag war sowieso schon emotional, denn in der Zeit von der Reise habe ich die ganze Zeit überlegt, dass Lissy nach Hause kommt und meine Familie sieht, euch alle vielleicht sieht, alle drücken kann, aber ich noch ein halbes Jahr warten muss. Während dieser Musik wurden wir dazu aufgefordert, unsere Augen zu schließen, dann sollten wir an alle Dinge denken die uns im ersten halben Jahr aufgeregt haben, die wir doof fanden oder uns traurig gemacht haben, diese Aspekte sollten wir imaginär auf das Blatt vor uns schreiben, danach sollten wir es zusammenknüllen und all diese Dinge hinter uns lassen. Im nächsten Schritt sollten wir uns die schönen Dinge vorstellen und das zerknüllte Blatt wieder auseinander Falten. Aus diesem zerknüllten Papier formten wir, die Augen immer noch geschlossen, eine Rose. Der Reihe nach sollten wir die Papierrose in die Mitte des Kreises strecken und sagen, für wen diese Rose sei und warum. Alle waren ziemlich emotional. Als erstes war Sanzio dran und nannte Suellen („Chefin“ des Projekts), dann Lorival, der Teenager nannte ebenfalls Suellen, da sie sein Vorbild ist und durch das Projekt seine Familie unterstützt werden kann. Vera gab ihre Rose ihrer Mama, weil sie gemerkt hat, wie ähnlich sie sich sind und weil sie sie in dem Moment sehr vermisst hat. Fast hätte sie angefangen zu weinen, das passierte dann so ziemlich jedem, als Drika ihre Rose Derik widmete, wenn ihr euch erinnert, das ist der Junge, der im Januar leider an den Folgen eines Autounfalls verstorben ist.
Mit dicken Tränen in den Augen widme ich meine Rose dir: Mama! Vor meinem Aufenthalt hier hätte ich nie gedacht, dass du mir so fehlen würdest, immer schon waren wir alle doch irgendwie der Meinung, dass ich unabhängiger bin und auch einiges an Verantwortung übernehmen kann. Hier ist mir klargeworden, dass es nicht ohne dich bzw. euch in meinem Leben geht. Mir wurde bewusst, dass du dir richtig Sorgen manchmal um mich machst und hinter mir stehst, wenn ich ein Problem habe, wie zum Beispiel auf der Reise, mitten in der Nacht kann ich dich anrufen und finde Rat. Ich möchte dir, Mama, für alles danken was du für mich getan hast, tust und bestimmt noch tun wirst. Die Rose ist zwar nicht so schön wie eine echte und es ist auch nur ein Bild von ihr, aber für mich bedeutet sie das alles. Ich liebe dich Mama!





Nach dieser Runde war ich irgendwie erleichtert und habe mich wie befreit gefühlt. Im nächsten Schritt haben wir den ECA studiert. Im ECA geht es um die Rechte von Jugendlichen und Kindern in Brasilien, das war ganz schön interessant. Es wurden viele Sachen angesprochen, von denen viele Projektkinder betroffen sind, wie zum Beispiel das Recht auf Freizeit, eine intakte Familie und Bildung. Die Semesterplanung im Anschluss war ganz schön produktiv und wir gingen irgendwie zufrieden an diesem Tag heim.

Und so begann in den nächsten Wochen der Alltag wieder… Die Gruppe morgens bekam leider keinen Zuwachs, nachmittags kamen dafür bis zu 30 Jugendlichen und der Platz wurde knapp, mittlerweile hat sich wieder alles eingependelt und die Gruppen sind angemessen groß.